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Heiße Momente beim Saisonfinale

Völlig ohne Probleme überstand der „Frauenpower“-Fiesta den 9. Lauf zur BFGoodrich Langstreckenmeisterschaft am Nürburgring 2007. Beim Saisonfinale lief es nicht so reibungslos. Im Gegenteil sorgte die große Reibung zwischen Bremssattel und Felge für ein wahrhaft feuriges Erlebnis an Box 7.

 Neun Rennen, acht Zielankünfte, dazu Platz drei beim 24h-Rennen - eigentlich hätte man selbst ohne den Start beim Saisonfinale schon ein positives Fazit bei ATM-Motorsport ziehen können. Das Premierenjahr des Teams in der VLN verlief trotz erheblicher technischer Probleme überaus erfolgreich, daran konnte auch das „Schinkenrennen“ nichts mehr ausrichten.

Wie schon beim ersten Rennen der Saison startete der Ford Fiesta nicht in der Klasse SP2 sondern in der H1, da dort die Chancen auf eine höhere Punktzahl besser schienen. Mit der wiedererlangten Startnummer 86 ging es in die freitäglichen Einstellfahrten, die ohne besondere Vorkommnisse verliefen und auf den Samstag hoffen ließen.

Samstagmorgen gegen neun Uhr, das Zeittraining läuft seit etwa einer halben Stunde und bisher läuft alles nach Plan. Jutta Beisiegel dreht eine schnelle Runde, doch an der Box ist das Team entspannt. Bis Chefmechaniker Peter Graf aufmerksam am Funk lauscht und dem Rest des Teams mit „Auto qualmt!“ wenig aufheiternde Worte zuruft. Sofort wird für den nötigen Zwischenstopp alles vorbereitet, bei der Einfahrt in Box 7 fliegt ein Trümmerteil unter dem Wagen weg. Es sollte als Teil einer Pylone identifiziert werden. Kurz darauf ist auch der Rest des „Rauchwerfers“ gefunden, der sich im Vorderbereich eingeklemmt hatte. „Mir ist eine Pylone vors Auto gesprungen! Ich kam gerade von der Nordschleife und war am funken, da schmeißt mir ein Porsche, eine Pylone direkt vors Auto. Ich hatte gar keine Chance zu reagieren“, gibt Jutta Beisiegel zu Protokoll. Was sich zunächst nach einer Lappalie anhört, sollte sich schon wenig später als ernsthaftes Problem herausstellen. Neben Beschädigungen an Stoßstange und Scheinwerfern wurde außerdem festgestellt, dass der Querträger für den Wasserkühler herausgerissen war. Nach kurzer Reparaturzeit war das Auto jedoch wieder fahrtüchtig, sodass Jana Meiswinkel noch ihre Pflichtrunden absolvieren konnte. Eine Zeit von 10:33 Minuten reichte für den 161. Startplatz bei 194 gemeldeten Autos.

 Jutta Beisiegel hatte sich nach dem morgendlichen Schock wieder erholt und ging vor 23.000 Zuschauern als Startfahrerin auf dem „Frauenpower“-Fiesta in den letzten Lauf hinein. Nach ruhiger Startphase war es nach vier Runden aber auch schon wieder vorbei mit der Ruhe. Plötzlich auftretende Aussetzer zwangen die Pfälzerin zu einem erneuten unplanmäßigen Halt an der Box. Nach dem Wechsel aller Zündkerzen schob man das Auto in der Hoffnung auf Besserung der Aussetzer wieder aus der Box heraus. Doch schon beim Herausfahren signalisierte ein untypisch dumpfes Motorengeräusch den Ausfall eines Zylinders. Nach der Umrundung der Sprintstrecke war der nächste Boxenstopp fällig. Dieses Mal wurde die Zündspule in kürzester Zeit gewechselt und mit Kabelbinder fixiert, womit sich die Probleme zunächst in Luft auslösten. Der weitere Verlauf des Turns war dann wieder so, wie man es sich beim Team ATM-Motorsport vorgestellt hatte.

Nach zwei Stunden beendete Jutta Beisiegel ihre VLN-Saison 2007 und übergab für die restlichen zwei Stunden an Jana Meiswinkel. Bis zur zweiten Runde nach dem Stopp lief weiterhin alles nach Plan, bis es dann richtig hektisch wurde.

Nachdem die rechte Antriebswelle ihre Bindung zum zugehörigen Radlager abrupt verlor, versuchte die 20-Jährige alles, um das Auto in langsamer Fahrt zur rettenden Box zurück zu bringen. Dadurch, dass das Radlager keine Vorspannung mehr erfuhr, löste sich der Bremssattel, der dann an der Felge zu scheuern begann. Im 1. Gang und nahezu ohne Lenk- und Bremsfähigkeit schaffte es Jana Meiswinkel letztendlich zurück an die Box, wo sofort mehrere Leute mit einem Feuerlöscher bereitstanden. „Das war wirklich ein Schock für mich, als plötzlich jemand mit dem Feuerlöscher aufs Auto zukam. Da hieß es dann für mich nur noch: Beine in die Hand und ab!“

 Dass sie dabei vergaß, ihren Funk und den Trinkschlauch auszustöpseln, war dann die geringste Sorge des Teams. Mittlerweile war durch den ausbleibenden Fahrtwind eine große Flamme entstanden und der rechte Vorderwagen brannte für kurze Zeit lichterloh. Nach unzähligen Löschversuchen konnte das Auto schließlich mit geschätzten 10kg Löschpulver Ballast in die Box geschoben und in der Rekordzeit von 20 Minuten die komplette rechte Radaufhängung erneuert werden. „Man muss sich das Beste ja bis zum Schluss aufheben, aber die Jungs haben das echt super gelöst!“, kann die Wilnsdorferin nach dem Rennen schon wieder flachsen.

Dass nach dem feurigen Zwischenfall auch das Auto der Meinung war, dass es nicht mehr Action in einem Rennen braucht, freute vor allem die an diesem Tag extrem beanspruchte Mechanikercrew. Bis zum Ende lief der Fiesta wieder wie ein Uhrwerk und es sprang sogar noch der zweite Klassensieg der Saison heraus! Dass sich gegen Rennende noch einmal Aussetzer bemerkbar machten, kann an dieser Stelle verharmlost werden: „Das lag wahrscheinlich an der Zündspule“, vermutet Peter Graf.

Insgesamt fällt also das Resümée der ersten VLN-Saison von ATM-Motorsport äußerst positiv aus. Vor allem Teamchef Werner Meiswinkel teilt diese Meinung: „Heute war es sehr aufregend, das war mit Sicherheit der teuerste VLN-Lauf! Danke ans Team, eine tolle Truppe. Es war ein wunderbares Jahr!“

Jana Meiswinkel zeigte sich ebenso begeistert: „Es ist wirklich unglaublich, wie oft wir ins Ziel gekommen sind. Wir haben wirklich ein super Team zusammen, die Jungs haben nie aufgegeben, vor allem heute! Auch Jutta gilt ein großes Kompliment: Sie mietet sich bei uns ein und hält trotz aller Probleme zum Team.“

Auch Jutta Beisiegel zeigt sich zufrieden: „Das Jahr war schön. Zwar nicht jedes Wochenende an sich, aber das Jahr insgesamt.“

 Die nackten Zahlen belegen die Gefühlslage: Zwei Klassensiege, drei Mal Platz zwei, Rang drei beim 24h-Rennen. Meister der Klasse H1 und Vizemeister in der SP2, dazu der 12. Rang von Jana Meiswinkel in der Juniorwertung. In der Gesamtwertung schließen Jana Meiswinkel und Jutta Beisiegel mit dem 99. Rang von 1024 Fahrern die Saison als bestes reines Damenteam und als zweitbeste Damen insgesamt ab, nur Claudia Hürtgen war besser.

Ganz zu Ende ist die Saison für das Team ATM-Motorsport übrigens noch nicht. Am kommenden Wochenende werden Jana Meiswinkel und Jutta Beisiegel auf einem Ford Puma, der auch beim 5. VLN-Lauf zu sehen war, einen Lauf zur Rundstrecken-Challenge Nürburgring (RCN) bestreiten.

Der Fiesta wird zwecks Beseitigung von Brandschäden und Löschpulver komplett zerlegt und für die anstehende Verschiffung nach Dubai vorbereitet, wo er als drittes von Klaus Ebbing eingesetztes Fahrzeug beim 24h-Rennen am 11./12. Januar 2008 in neuer Frische am Start sein wird. Jana Meiswinkel wird dabei zum ersten Mal außerhalb Europas ein Autorennen bestreiten: „Ich freue mich auf Dubai, bin aber traurig, dass ich nicht mit dem ganzen Team dort hinfahren kann“, berichtet die Studentin.

Nach dem RCN-Lauf am kommenden Wochenende ist für ATM-Motorsport die Saison 2007 beendet und man wird im ganzen Team auf einen ruhigen Saisonabschluss hoffen, doch wie sagt man: Erstens kommt es anders...

geschrieben von: Michael Bräutigam
Fotos: Oliver Wegen / Edgar Dehn

ATM Motorsport Marketing



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