Neuer Reifen - neues Glück?

Das „schwarze Gold“ entscheidet über Sieg und Niederlage im Motorsport - das ist ein Fakt. Eine Phrase hingegen ist: Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte! So geschehen in der Reifenfrage beim Team ATM-Motorsport, aber nicht nur deswegen war der Saisonauftakt turbulenter als erwartet…

Nach ein wenig Einrollen am Freitag wurde es am Rennsamstag zum ersten Mal in 2008 richtig ernst für ATM-Motorsport. Das Team und somit auch der Fiesta, über den Winter neben einem auffälligen Design ebenfalls mit einem neuen Grundsetup ausgestattet, sollte in seine zweite Saison in der VLN starten. Erst kurz vor der Anreise zum Nürburgring wurde dabei ein passender Reifenpartner gefunden! Über den Winter und mit den Erkenntnissen des 24h-Rennens von Dubai stellte sich für das Team die Frage: Dunlop oder Yokohama? Die Antwort: HANKOOK! „Nachdem die Meldung kam, dass wir keine Reifen haben, dachte ich mir: Ruf‘ ich halt mal an!“, unkt Jutta Beisiegel, die den Deal mit dem südkoreanischen Reifenhersteller mit deutschem Sitz in Neu-Isenburg perfekt gemacht hat.

  

Aus der „Notlösung“ wurde schnell eine fruchtbare Zusammenarbeit. Ein eigens für ATM-Motorsport abgestellter Hankook-Reifentechniker stand dem Team in sämtlichen Fragen beratend zur Seite und sorgte somit nicht zuletzt dafür, dass auf der noch fast jungfräulichen Strecke schon Zeiten auf Vorjahresniveau gefahren werden konnten. „Zehn Sechsundzwanzig“, freute sich Jana Meiswinkel nach dem Zeittraining, was gleichbedeutend mit Startplatz fünf in der mit zwölf Fahrzeugen und Namen wie Ralf Martin oder Christopher Mies extrem stark besetzten Klasse SP2 war.

Als 164. von 227 Fahrerinnen und Fahrern startete Jana Meiswinkel ins Rennen und hatte schon vor dem ersten Abbiegen auf die Nordschleife eine Schrecksekunde zu überstehen: „Ich bin auf die Anbindung zur Nordschleife gefahren und links und rechts waren Autos neben mir, also musste ich die mittlere Spur nehmen, wo eine fette Ölspur war. Da musste ich dann sehen wie ich zu Rande kam, aber es ist ja nochmal gut gegangen!“, berichtet die Studentin.

Als sich der Puls wieder gelegt hatte, machten sich ab der zweiten Runde an anderer Stelle Probleme bemerkbar, als das Fahrzeug immer stärker zu untersteuern begann und sich dies auch bis zum Ende des Turns nicht legte. „Das konnte man natürlich während des Rennens schlecht ändern, Augen zu und durch! Dann ist mir ausgangs der Bit-Kurve die Antriebswelle gebrochen und ich habe mich mit letzter Kraft an die Box geschleppt“, schildert Jana Meiswinkel ihren aufregenden Saisonauftakt. Die mittlerweile mit jeder einzelnen Schraube am Fiesta persönlich vertraute Mechaniker-Crew rund um Peter Graf legte sich wieder mächtig ins Zeug und nach nur sieben Minuten war die Antriebswelle gewechselt!

  

Beinahe um die Früchte der Arbeit wurden sie jedoch kurz darauf von einem unvorsichtigen BMW-Fahrer gebracht, der das Heck des Fiesta eingangs Hatzenbach erwischte und Jutta Beisiegel, die beim Boxenstopp übernommen hatte, in einen Dreher mit anschließendem Einschlag in den Reifenstapeln schickte. „Das hat mächtig gerummst! Ich dachte eigentlich, es wäre alles kaputt“, sorgt sich Jutta Beisiegel noch nach dem Rennen um den Kleinwagen. Doch ein kurzer Zwischenhalt bei der mittlerweile gut aufgewärmten Boxencrew brachte nach Durchsicht nur Blechschäden und eine verbogene Hinterachse zu Tage und das Rennen konnte nach einer Notreparatur wieder aufgenommen werden.

  

Bis zum Ziel gab es dann keine weitere Arbeit mehr für die Mechaniker und Jutta Beisiegel fuhr letztendlich auf dem 8. Platz in der Klasse und auf Platz 126 im Gesamtklassement durchs Ziel. Mit dem neuen Reifenpartner zeigte sich die Pfälzerin sehr zufrieden, mit dem Rennverlauf nicht so sehr: „Ich glaube, die Idee mit Hankook war gar nicht so dumm. Sie bemühen sich und der Reifen ist wirklich nicht schlecht. Der Rest war heute halt ein bisschen schade!“

Die Zielankunft kommt für ihre 20-jährige Teamkollegin fast wieder einem Wunder gleich: „Wir können auf dem Dach liegen und kommen trotzdem an. Wir kommen irgendwie immer an, und wenn wir rückwärts fahren!“, stellt Jana Meiswinkel fest und wagt gleichzeitig eine Prognose für die kommenden Rennen: „Wenn das Auto durchläuft, können wir unter die ersten Fünf fahren.“

Chefmechaniker Peter Graf legt bei seinem Resümee das Hauptaugenmerk auf die neuen Reifen: „Wir haben noch zu wenig Erfahrung, um über Hankook irgendetwas zu sagen, aber im Großen und Ganzen waren wir heute vor allem beim Qualifying sehr zufrieden. Die Hankook-Leute haben uns immer gut beraten, wenn irgendwelche Fragen aufgetaucht sind. Beim nächsten Mal müssen wir aber zusehen, dass wir das Auto aufs Treppchen bringen! Was wir gegen das Untersteuern machen, wissen wir noch nicht. Wir werden uns da in den nächsten Tagen zusammensetzen und beraten, auch die Hankook-Leute wollten uns dazu noch etwas sagen. Die haben natürlich die Erfahrung mit den Reifen und deswegen müssen wir uns erstmal nach denen richten und das ausprobieren, was die uns sagen. Das Fahrwerk bleibst vorerst so wie es ist und wird erst umgestellt, wenn mit den Reifen alle Möglichkeiten ausprobiert sind.“

Auch Teamchef Werner Meiswinkel zeigt sich trotz der Unwägbarkeiten mit dem Rennverlauf zufrieden und teilt die hohe Erwartungshaltung von Fahrerinnen und Mechanikern: „Äußere Umstände, Materialprobleme oder wenn andere nicht acht geben, da kann man nichts machen. Ich denke schon, dass wir uns um Platz drei bis fünf bewegen können, das haben wir heute gezeigt! Jetzt müssen wir erstmal zusehen, dass wir das Auto fertig bekommen, sonst müssen wir das Ersatzauto holen. Wir werden noch ein paar Feinabstimmungen machen aufgrund der Dinge, die wir heute kennengelernt haben und dann schauen wir mal!“

Beim nächsten Lauf am 26. April heißt es deshalb für das Siegerländer Team: Angriff!

Mehr Infos: http://www.jm-racing.de/ und http://www.jutta-beisiegel.de/

geschrieben von: Michael Bräutigam
Fotos: Oliver Wegen

 

ATM Motorsport Marketing



Weskamp Transport GmbH - Land-Luft-See-Verkehre


sponsor_sport_wheels


renault_sport