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Jana Meiswinkel: Reportage

Seit ihrem zehnten Lebensjahr ist, die aus dem Siegerland stammende, Jana Meiswinkel leidenschaftliche Motorsportlerin. Wie aus dem Slalomkart ein Ford Fiesta wurde und was die Playstation mit ihren Erfolgen zu tun hat, gibt es hier zu lesen.

 

Begonnen hatte alles in einem Camping-Urlaub im Jahr 1997. „Wir sind auf eine Kirmes gegangen, wo eine Kartbahn stand. Eigentlich war es nicht viel mehr als ein Auto-Skooter“, erzählt mir Jana Meiswinkel. Und nachdem sie auf jener Kartbahn ihre ersten Runden gedreht hatte, war es um sie geschehen. Obwohl diese Bahn, welche einem „Auto-Skooter“ ähnelte, kaum etwas mit Motorsport zu tun hatte, stand für Jana nun definitiv fest, dass dies nicht ihre letzte Fahrt in einem Kart gewesen war. „Mein Vater meinte, dass wir ja noch einmal eine Kartbahn besuchen könnten, wenn es mir Spaß machen würde. Sobald wir dann aus dem Urlaub zurück waren, sind wir also zu einer richtigen Kartbahn gefahren. Hier erfuhren wir, dass es in der Nähe einen Motorsport Verein gebe, welcher Kart-Slaloms ausrichte. Mit meinem Vater bin ich dann sofort zu dem Parkplatz gefahren, auf welchem gerade trainiert wurde. Eine Woche später war ich schon Mitglied in diesem Verein“, erzählt Jana Meiswinkel begeistert weiter. So war sie seit dem Jahr 1997, damals noch als Grundschülerin, bei diversen Kartslaloms am Start. Die Saison 2001 war schließlich ihre letzte als Slalom-Pilotin. Unter dem Strich war die Zeit im Slalom-Kart eine recht erfolgreiche Zeit, in der Jana Meiswinkel von 1997-2001 mehrmals den Titel „Beste Dame“ einfahren konnte.

 

Jana Meiswinkel, auf jener Kirmes-Kartbahn, wo alles angefangen hatte

Daran, dass es schließlich auch zu den Rundstreckenrennen im Kart kam, ist Vater Werner Meiswinkel schuld, wie Jana, in Erinnerungen schwelgend, berichtet: „Ich will nicht sagen, dass es meinem Vater zu langweilig wurde bei den Slaloms, aber er brauchte einfach ein bisschen mehr Action. Wir haben schließlich ein kleines Rennkart gekauft und dann habe ich angefangen Rundstreckenrennen zu fahren.“ Und auch hier war Jana Meiswinkel nicht minder erfolgreich, so konnte sie zum Beispiel die ADAC-Bundesmeisterschaft 2003 als fünft platzierte sowie als Beste Dame beenden. Begonnen hatte sie parallel zum Slalom–Sport im Jahr 1998. Nachdem 2003 ihre letzte Saison als Kart-Pilotin gewesen war, folgte schließlich der Automobilsport.

Kartrennen im Jahr 2000

Begonnen hatte es hier nicht mit den Tourenwagen, sondern mit diversen Formel-Fahrzeugen. „Als ich mit den Formel–Fahrzeugen getestet hatte, merkte ich ziemlich schnell, dass das einfach nichts für mich ist. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass ich ein Dach über dem Kopf haben muss. Als ich dann 2004 die ersten Tests mit dem Toyota Yaris gefahren bin, war dass schon eine ziemliche Umstellung. Beim Kart ist es ja so, dass man in der Mitte sitzt und einen guten Überblick hat. Im Auto sitzt man dagegen plötzlich links und hat einen wesentlich schlechteren Überblick“, erzählt Meiswinkel. Obgleich der Umstieg vom Kart ins Auto nicht direkt gelang, griff sie gleich in ihrem ersten Jahr im Tourenwagen–Sport schon recht erfolgreich ins Lenkrad des Toyota Yaris und konnte sehr bald erste Erfolge verbuchen. Auch gelang es ihr, den von Toyota Deutschland ausgeschriebenen Pressewettbewerb im Jahr 2004 für sich zu entscheiden.

Jana Meiwinkel (Nr. 6) im Toyota Yaris Cup

Im Jahr 2005 ging für Jana Meiswinkel schließlich ein lang gehegter Traum in Erfüllung, welchen wohl so mancher junge Rennfahrer oder auch so manche junge Rennfahrerin träumt. Sie durfte im Rahmenprogramm des 24h-Rennens im Toyota Yaris die legendäre Nordschleife des Nürburgrings in Angriff nehmen. Jenes 20,8 Kilometer lange Asphaltband, auf dem Freud und Leid so nah zusammen liegen. Es ist jenes Asphaltband, welches einst nicht umsonst ehrenvoll „Grüne Hölle“ genannt wurde. Diese ganz besondere Herausforderung erforderte natürlich eine besondere Vorbereitung, wie Meiswinkel sich erinnert: „Mit unserem Slalom–Verein haben wir immer einen Ausflug zum 24h-Rennen gemacht, bei dem wir dann das ganze Wochenende am Ring gecampt haben. Während wir uns das Rennen angesehen haben, habe ich immer wieder zu meinem Vater gesagt, dass ich irgendwann auch beim 24h-Rennen mitfahren werde. Das war schon immer eines meiner größten Ziele. Im Jahr 2005 hatte ich nun die Möglichkeit im Rahmenprogramm des 24h-Rennens zu starten. Zur Vorbereitung hat mir mein Vater eine Playstation gekauft und gesagt, dass ich erst fahren darf, wenn ich die komplette Strecke auswendig kenne. Ich kannte die Nordschleife zwar von Erzählungen oder von bekannten Streckenabschnitten, wie dem Brünnchen, aber daraus konnte ich mir ja keinen Zusammenhang über den Streckenverlauf bilden. Also bin ich wochenlang auf der Playstation über die Nordschleife gefahren. Außerdem habe ich mir die einzelnen Streckenabschnitte aufgeschrieben und auswendig gelernt. Dann hat mich eine Freundin immer wieder abgefragt, welcher Streckenabschnitt wo liegt und welche Kurve er beinhaltet. Irgendwann kam mein Vater zu mir und meinte: „Und, kannst du es?“ Dann hat er sich neben mich gesetzt und ich musste zwei Runden fahren. Danach sagte er: „Ja, du kannst das, jetzt darfst du fahren.“ Als ich schließlich endlich meine erste Runde fahren durfte, kam diese mir endlos vor. Auf der Playstation ist das ganze ja schon ziemlich originalgetreu, aber man muss sagen, dass die Höhenunterschiede überhaupt nicht zur Geltung kommen. Das ist schon Wahnsinn. Die ersten „richtigen“ Runden waren wirklich ein reines Abenteuer für mich.“

2005 ging Meiswinkel im Rahmen des 24h-Rennens an den Start. Dieses Bild entstand auf dem Sachsenring

2006 bot sich schließlich für Jana Meiswinkel die Möglichkeit, als Gaststarterin auf einem Operl Astra F erstmals am 24h-Rennen selbst teil zunehmen.  Woran sie sich jedoch noch besser erinnern kann, ist das 24h-Rennen 2007: „Ich konnte 2007 den Startturn fahren und das ist etwas ganz besonderes. Man bekommt wirklich Gänsehaut, wenn die ganzen Fans an der Strecke einem zuwinken. Allerdings war dieser Turn auch sehr anstrengend, da ich vier Stunden im Auto saß. Es hatte so stark geregnet, dass der Start immer wieder verschoben werden musste. Als mir dann ein Mechaniker mitteilte, dass an manchen Streckenabschnitten ganze Hänge abgerutscht wären, dachte ich wirklich, dass das Rennen gar nicht mehr losgehen würde. Nachdem ich zwei Stunden im Auto gewartet hatte und das Rennen endlich gestartet wurde, lief auch schon Wasser ins Auto. Trotzdem war es aber ein super Rennen, da wir zum ersten Mal mit unserem eigenen Auto gefahren sind. Es hatte alles super funktioniert und als wir am Ende den dritten Platz in unserer Klasse belegt hatten, war das Gefühl einfach unbeschreiblich. Das war wirklich traumhaft.“

Meiswinkel kurz vor dem Start des 24h-Rennens 2006

„Im Großen und Ganzen gab es bisher für mich keine besonderen Highlights im meiner Karriere, da das was ich gemacht habe, in dem Moment auch immer das richtige war. Auch wenn ich nur in die nächste Kartklasse aufgestiegen bin, war das immer etwas ganz besonderes, weil jeder dieser kleinen Erfolge mich in irgend einer Art und Weise immer weiter gebracht hat“, erklärt eine zufriedene Jana Meiswinkel, welche den Motorsport und die Nordschleife liebt und mit Sicherheit noch ein paar Jahre zur Familie der VLN dazu gehören wird.

Obwohl Jana Meiswinkel noch jung ist, hat sie schon so einiges erlebt, in ihrer Karriere als Rennfahrerin. So gibt es im zweiten Teil unserer Reportage ein paar Anekdoten, bei denen Ihr unter anderem erfahrt, was es mit der Anzahl der Blumen auf dem Fiesta auf sich hat, und wie es überhaupt zu dem Namen „Frauenpower Racing“ kam.

Die Sache mit den Blumen

Die ersten Jahre in der VLN waren zwar nicht minder erfolgreich aber schwierig für Jana Meiswinkel. So beteiligte man sich nur sporadisch am Renngeschehen und nahm immer den Fahrer mit ins Boot, „der gerade Zeit, Lust und Geld hatte“, wie sich Meiswinkel erinnert. Als das Team dann seit einiger Zeit von Jutta Beisiegel, welche Jana Meiswinkel schon länger kannte, unterstützt wurde, war den beiden klar, dass etwas ganz besonderes her musste, wie Meiswinkel erzählt: „Wenn zwei Frauen zusammen über die Nordschleife fahren, ist das ja schon etwas besonderes. Außerdem gab es im Starterfeld schon sehr viele weiße Fahrzeuge mit Rallye-Streifen. Uns war also klar, dass wir etwas Einzigartiges brauchten“. Kurzerhand wurde Frederik Breitung beauftragt, um sich etwas für den Frauenpower Fiesta zu überlegen. Schließlich kam er auf die Idee mit den Blumen, welche bei den beiden Teamkolleginnen Jana Meiswinkel und Jutta Beisiegel auf große Begeisterung stieß. Um sämtliche Spekulationen aus dem Weg zu räumen, sei an dieser Stelle noch hinzugefügt, dass es sich bei den Blumen um Hibiskusblüten handelt. „Auch die VLN-Streckensprecher Wolfgang Drabiniok und Lars Gutsche haben schon das ein oder andere Mal gerätselt, um welche Blumen es sich handeln könnte“, wie sich Meiswinkel erinnert. Auch die Anzahl der nicht gerade unauffälligen Hibiskus-Blüten hat eine besondere Bedeutung, und das, obwohl zunächst willkürlich entschieden wurde, wie viele Blüten den Frauenpower Fiesta schließlich schmücken sollten. Als Meiswinkel während der Saison 2008, welche von Pleiten, Pech und Pannen gesäumt war, einmal zählte um wie viele Blüten es sich eigentlich handelte, merkte sie, dass es 13 Blüten waren. „Da wir ja in der Saison 2008 sehr viel Pech hatten, kam mir das dann schon etwas  komisch vor, auch wenn ich eigentlich nicht besonders abergläubisch bin“, erinnert sich Meiswinkel. Und obwohl die Mechaniker von Frauenpower kurz vor dem Start eines Rennens noch eine 14. Blüte auf das Fahrzeug klebten, nützte es alles nichts. Jana Meiswinkel und Jutta Beisiegel blieben vom Pech verfolgt. Als das Fahrzeug dann nach dem Überschlag beim 6h-Rennen komplett neu aufgebaut werden musste, entschied man sich, von da an nur noch neun Hibiskusblüten auf den Ford Fiesta zu kleben. Und es schien, als hätte das Pech an der 14. Blüte geklebt, denn schon nach kurzer Zeit konnte das Frauenpower Racing Team den zweiten Platz in der Klasse SP2 feiern und somit auch einige Pokale in Empfang nehmen. Für alle Fans sei hinzugefügt, dass der Ford Fiesta auch in der Saison 2009 wieder mit neun Hibiskusblüten beklebt sein wird. Es kann also so gut wie nichts mehr schief gehen für Jana Meiswinkel und Teamkollegin Jutta Beisiegel.

Breitung beim Bekleben des Fiestas
Macht auch auf der Nordschleife ein schönes Bild - Der Frauenpower Fiesta

Die Sache mit den Eltern

Das Team ATM Motorsport ist wie ein kleines und erfolgreiches Familienunternehmen. So sind zum Beispiel bei jedem Rennen Mutter Anne und Vater Werner Meiswinkel anwesend, um Ihre Jana zu unterstützten. Bislang gab es lediglich ein Rennen, bei dem Anne Meiswinkel nicht mit zur Rennstrecke kommen konnte. Und so nahm das Unheil seinen Lauf. Es war auf einer französischen Kartbahn, und Jana Meiswinkel nahm das Rennen aus dem Mittelfeld startend auf. Als das Feld schließlich in die erste Kurve einbog, drehte sich auch schon der erste Konkurrent und riss durch eine Kollision mit Meiswinkel deren Bremspedal ab. „Da ich aber extrem dickköpfig bin, kam es für mich überhaupt nicht in Frage, aus diesem Grund das Rennen zu beenden. Also haben ich versucht, das Bremspedal, welches noch am Kart hing irgendwie wieder hoch zuziehen. Während ich versuchte das Pedal fest zuhalten, fuhr ich ohne Bremse weiter“, erinnert sich Meiswinkel. So skurril diese Geschichte auch klingen mag, Meiswinkels Dickköpfigkeit wurde letztendlich nicht belohnt, wie sie erzählt: „Es hat eigentlich ganz gut funktioniert, bis sich vor mir dann wieder ein Kart gedreht hat.“ Da Meiswinkel nicht bremsen konnte, das Bremspedal hielt sie ja in den Händen, fuhr sie auf das Kart auf, und es kam zu einem Überschlag. „Nachher habe ich gedacht, dass ich ziemlich blöd war, denn dass konnte gar nicht funktionieren. Andererseits hätte ich mich über mich selbst geärgert, wenn ich einfach aufgegeben hätte. So ist Jana Meiswinkel eben, dickköpfig aber auch verdammt ehrgeizig. Und seit jenem Rennen kommt es auch nicht mehr vor, dass Meiswinkel ohne Mutter Anne und Vater Werner ins Lenkrad greift, sei es im Auto oder auch im Kart.

Familie Meiswinkel bei einem Kartrennen
Anne und Werner Meiswinkel in der Boxengasse des Nürburgrings

Die Sache mit den Jungs

Jana Meiswinkel, Jutta Beisiegel und der Frauenpower Fiesta. Dies sind drei Dinge, welche mit Sicherheit etwas besonderes sind im Motorsport, welcher in der Regel von Männern dominiert wird. Aber auch wirklich nur in der Regel. Denn wenn Meiswinkel und Beisiegel mit ihrem pinken Geschoss über die Nordschleife jagen, dann kann sich die männliche Konkurrenz verdammt warm anziehen. Nicht erst in der BF Goodrich Langstreckenmeisterschaft, sondern auch schon im Slalom Kart machte Jana Meiswinkel erste Erfahrungen mit der männlichen Konkurrenz. „Als ich 13 oder 14 Jahre alt war hat es schon Spaß gemacht,  schneller zu sein als die Jungs, aber es gab auch Konkurrenten, welche ein echtes Problem damit hatten, dass ich schneller war. Da passierten schon einige grenzwertige Sachen. Das war nicht immer leicht. Mittlerweile habe ich gelernt, über den typischen Werkstattsprüchen zu stehen, da ich weiß, dass ich mich auf der Strecke beweisen kann“, so eine selbstbewusste Jana Meiswinkel. Die männlichen Teilnehmer der BFGLM sollten also schnellstens einen Gang zulegen, wenn ihnen im Rückspiegel der mit Blumen beklebte Frauenpower Fiesta erscheint.

Jana Meiswinkel konnte sich des Öfteren gegen die männliche Konkurrenz durchsetzen

Geschrieben von: Markus Plützer

Fotos: Privat, Oliver Wegen, Ottmar Wissmann, Daniel Cornesse, Thomas Simon, Klaus Klein

ATM Motorsport Marketing



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